Moderne Beziehungen

Trennung und daraus lernen II

 

(Fortgesetzt von hier)

 

Zur Klärung, ein verkürztes Beispiel:

Hannah begriff alsbald aus ihrer Analyse heraus, dass die Beziehung zu ihrem Mann von Anfang ihrerseits durch tiefe Zweifel belastet war. Tief im Inneren wusste sie, dass etwas nicht stimmte, doch führte sie Beziehung fort und heiratete ihn trotzdem. Während ihrer Ehe waren die Anzeichen erkennbar, und doch zog sie es vor, sich der Problematiken zu entziehen, sie blendete sie aus. Als ihre Ehe zu Ende ging, war sie am Boden zerstört. Sie brauchte einige Zeit und innere Einkehr, um festzustellen, dass sie ihrer eigenen Intuition nicht getraut hatte. Hannah fehlte es an Selbstvertrauen, schon immer. Die größte Erkenntnis, die sie aus der Trennung zog, war es, gelernt zu haben, ihrer eigenen Weisheit und Intuition zu vertrauen. Sie erlernte sich selbst zu vertrauen und sich selbst zu achten, was ihr vorher, unwissentlich, gefehlt hatte.

Erinnern Sie sich an unsere Erziehung, als unsere Eltern beibrachten 'Ja' zu sagen? Hat es auf Dauer funktioniert? Wahrscheinlich nicht. Spätestens in der Pubertät beginnen wir damit, bewusst zu hinterfragen wie die Reaktionen auf ein 'Nein' sein könnten. Trial and Error, Versuch und Irrtum - daraus lernen wir am Besten. Und, es ist der beste Weg, unsere Kinder zu erziehen: lernen durch tun. Es ist zwar schade, aber nicht zu ändern, dass wir nicht immer und sofort eine ('Lebens-') Lektion erlernen, oder aus den Erfahrungen anderer lernen. Da braucht es manchmal die direkte, eigene Erfahrung - oder eine Krise, einen Niederschlag - damit wir aufwachen. Wenn wir uns allerdings dafür entscheiden, aus der Krise zu lernen, beginnen wir damit, sie als Instrument für das Lernen in unsere Psyche einzubetten.

Ihre Trennung, wie die meisten Lebenserfahrungen auch, wird als verschwendete Gelegenheit eine erfüllte und glückliche Person zu sein gelten, wenn Sie sie nicht anwenden.

Der Autor, William Saroyan, drückt es so aus: "Gute Leute sind gut, weil sie zu Weisheit durch Versagen gekommen sind."

Samuel Beckett führt dazu aus (verkürzt aus 'Warten auf Godot'): Ever try. Ever fail. No matter. Try again. Fail again. Fail better.

Betrachten Sie Ihre Ehe oder Lebenspartnerschaft und seien Sie schonungslos ehrlich mit sich. Verlassen Sie Ihre selbstgerechten Argumentationspositionen und Ihren Wunsch recht zu haben, damit Sie Wahrheiten und Nutzen der Scheidung oder Trennung erkennen können. Versäumen Sie es nicht, aus diesen Lebenserfahrungen zu lernen. Nehmen Sie das Erkannte auf und suchen Sie nach weiteren Lektionen, die auf Sie warten. Ich versichere Ihnen, dass das, was Sie über sich selbst erfahren, sich nicht einzig auf Ihre Beziehung bezieht. Womöglich erfahren Sie mehr über den emotionalen 'Rucksack', den Sie schon lange mit sich herumtragen. Die Gelegenheit bietet sich, die Dinge anzusprechen, die einem im Leben als Hindernisse zur persönlichen Reifewerdung zum Nachteil gereichen.

 

Nachsatz:

Bisher war von einem/einer in der Beziehung die Rede und es war aus dessen Sicht dargestellt. Nun gab oder gibt es ja eine(n) PartnerIn und bei deren Berücksichtigung ergeben sich weitere wichtige Aspekte, wie bspw: Verantwortung für sich, Verantwortung für den/die Andere(n) in der Beziehung, Scham, Schuld und Sühne. Davon wird in weiteren Beiträgen die Rede sein.